die letzten Sätze von gestern…
Mehr und mehr erfüllte sie während des Tages das Gefühl, dass sie den Weg nach Hause nur mit Gefühl und nicht mit Wissen finden. So verbrachten die Freunde einen ruhigen besinnlichen Tag und übten sich in Vertrauen, dass alles seinen Gang gehen würde. Das 23. Türchen würde sich genau zum richtigen Augenblick finden lassen.
Doch so einfach war es gar nicht. Die Nacht war so dunkel und der Himmel wolkenverhangen, es goss in Strömen. Nein, kein Schnee, wie sie ihn zu Weihnachten gern gehabt hätten. Der Kälteeinbruch mit etwas Schnee hatte nur ganz kurz gedauert. Nun deutete nur die Dunkelheit und der Blick in den Kalender sicher an, dass es nur noch eine Nacht bis Weihnachten war. Doch trotz der Dunkelheit waren alle in tiefem Vertrauen auf das nahende Licht. Die kleine Person hinter Türchen 22 hatte das vollbracht. In Mias Bauch kribbelte es, denn bald würden sie zuhause sein, da war sie ganz sicher. Was nun wohl hinter dem 23. Türchen erscheinen würde? Sie lehnte sich zurück und schloß die Augen. Allerlei Traumfiguren erschienen vor ihrem inneren Auge, dabei auch die, die ihnen bis hierher auf dem Weg durch den Advent begegnet waren. Was hatten sie alles erlebt! Eine Weihnachtsarie zum Beispiel. Frau Hektik mit der schnelldrehenden Uhr, die aber nicht lange durchhielt. Und dann war es doch soweit. Das 23. Türchen kam in Sicht und wurde sanft von Roland geöffnet. Diesmal ging es ganz leicht. Und es erschien Zawadi Zufriedenheit! Sie war in ein langes, dunkelblaues Gewand mit grünen Tupfen gehüllt und hatte sehr dunkelblaue Augen, die strahlten eine unglaubliche Ruhe aus. Sie trug den ja „Frieden“ in sich, der schon am Anfang in der Wortwolke geborgen war, Ihr erinnert Euch. Der Frieden war vorn durch „Zu“ und hinten durch „heit“ geschützt, so konnte ihm niemand etwas anhaben. Herr Wunsch wäre in diesem Augenblick bestimmt gern dabei gewesen, denn er wünschte sich nichts so sehr wie zufriedene Menschen, die wunschlos glücklich waren oder die nur wenige, bescheidene Wünsche hatten. Aber davon gab es nicht viele auf der Welt. Die meisten meinten, sie wären glücklich, wenn sie nur ganz viel haben. Nur die, denen etwas Schlimmes zugestoßen war, die waren mit wenig zufrieden. Mit anderen Dingen, die mit Geld nicht zu bezahlen waren. Er wusste, dass viele von den materiellen Dingen, die die Menschen sich wünschten, nur kurz Freude bereiteten. Er wusste, dass man die wichtigen Dinge nicht mit Geld bezahlen kann. Daran erinnerten sich auch die sechs Freunde. Ihre Freundschaft war wichtiger als jedes Geschenk, das man kaufen konnte. Aber Herr Wunsch war ja wieder hinter seinem Türchen verschwunden… und er war vermutlich vollkommen müde und immer noch damit beschäftigt, die schier endlosen Wunschzettel zu prüfen und die Wünsche zumindest zum Teil zu erfüllen.
Zawadi Zufriedenheit machte ihrem Namen alle Ehre. Sie ruhte so sehr in sich selbst, dass sie die sechs Freunde, die sie erwartungsvoll anschauten, gar nicht bemerkte. Erst als Monsta hüstelte und Scrabbie einen seiner berühmten lauten Nieser von sich gab, schreckte sie hoch und bemerkte, dass sie nicht mehr allein war. Sie wirkte kurz erschrocken, dann fing sie sich. „Ich habe hinter der Tür gewartet, um Jedem von Euch eine große Weihnachtsportion Zufriedenheit zu schenken. Dann ist es egal, was Ihr bekommt, ob Kakao oder Eierpunsch, Stollen, Zimtsterne oder andere Geschenke. Mia hat das ja im Zusammenhang mit Max und dem Punsch schon erkannt, Zufriedenheit ist ganz ganz wichtig! In großen und in kleinen Dingen. Wer zufrieden ist mit dem, was gerade ist und was er bekommt, der hat Anderen viel voraus. Möchtet Ihr dieses Geschenk von mir haben und künftig zufriedener sein?“ „Oh ja, oh ja“, riefen alle Sechs durcheinander und schauten gespannt zu Zawadi (was übrigens „Geschenk“ bedeutet…) Gut sagte sie, dann sei es ab jetzt so. Und augenblicklich breitete sich in Allen ein tiefes Wohlgefühl aus, Wärme im Bauch, Ruhe…nun konnte bald Weihnachten werden! Und nach Hause war es auch nicht mehr weit.
Und morgen gehts weiter bei Mia und Monsta
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